Leben bis zuletzt
Gerade wenn ein Leben zu Ende geht, wenn persönliche Ziele und Zukunftspläne, materielle Werte und Erfolge der Vergangenheit jede Bedeutung verlieren,
zeigt sich, was wirklich wesentlich ist. Die Begleitung schwerstkranker
und sterbender Menschen sowie ihrer Angehörigen macht erfahrbar, wie kostbar
und zutiefst nährend es ist, einfach da zu sein und den gegenwärtigen Moment miteinander zu teilen - wie auch immer sich dieser Moment entfalten mag ...
Die liebevollen und heilsamen Begegnungen und auch das Sich-einlassen auf die Tatsache der eigenen Sterblichkeit sind kraftvolle Erinnerungen daran, berührbar und dankbar zu sein für das Wunder unseres Lebendigseins. Nicht erst, wenn wir unsere Ziele verwirklicht und unsere Probleme gelöst haben, sondern jetzt ... und jetzt ... und jetzt ...
Wenn Sie eine Beratung oder Unterstützung bei der Begleitung eines nahestehenden Menschen brauchen, oder wenn Sie sich für die Arbeit als SterbebegleiterIn interessieren, wenden Sie sich vertrauensvoll an den Hospizverein im Pfaffenwinkel e.V., an einen Hospizverein in Ihrer Nähe - oder für eine erste Kontaktaufnahme gerne auch an mich.
Wenn ich noch einmal zu leben hätte
Wenn ich noch einmal zu leben hätte,
dann würde ich mehr Fehler machen.
Ich würde versuchen,
nicht so schrecklich perfekt zu sein.
Dann würde ich mich mehr entspannen und
vieles nicht mehr so ernst nehmen.
Dann wäre ich ausgelassen und verrückt.
Ich würde mir nicht mehr so viel Sorgen machen
um mein Aussehen,
dann würde ich mehr verreisen, mehr Berge besteigen,
mehr Flüsse durchschwimmen und mehr
Sonnenuntergänge beobachten.
Dann würde ich mehr Eiscreme essen,
dann hätte ich mehr wirkliche Schwierigkeiten
als nur eingebildete.
Dann würde ich früher im Frühjahr und
später im Herbst barfuss gehen.
Dann würde ich mehr Blumen riechen,
mehr Kinder umarmen und mehr Menschen
sagen, dass ich sie liebe.
Wenn ich noch einmal zu leben hätte!
Gedicht eines 85-jährigen Mannes,
Name unbekannt, kurz vor dem Sterben